Studienergebnis: Wir vermeiden es, mit uns und unseren Gedanken allein zu sein
Forscher der US-Universität von Virginia in Charlottesville haben in der Zeitschrift „Science“ die Ergebnisse einer Reihe von Experimenten veröffentlicht, bei denen untersucht wurde, wie gut Menschen mit sich allein sein können.
Denn viele Menschen kämpfen mit Burnout-Symptomen durch zuviel Stress – und als Gegenmittel wird Entspannung und Zeit für sich selber empfohlen.
Aber wie reagieren Menschen auf eine verordnete kurze Auszeit aus dem Alltag?
Das Ergebnis ist verblüffend!
In der Zusammenfassung heißt es: „Wir haben in insgesamt 11 Studien festgestellt, dass die Teilnehmer es als nicht angenehm empfanden, 6 bis 15 Minuten mit sich in einem Raum allein zu sein und nichts weiter zu tun zu haben als nachzudenken. Im Gegenteil, sie bevorzugten stattdessen lieber banale Tätigkeiten. Manche zogen es sogar vor, sich statt des Alleinseins mit ihren Gedanken lieber leichte Elektroschocks als Ablenkung zu geben! Die meisten Menschen scheinen es zu bevorzugen, lieber irgendetwas zu tun als nichts, selbst wenn es etwas Negatives ist, was sie dann tun.“
Im Rahmen der Studie wurden ca. 500 Menschen gebeten, zwischen 6 und 15 Minuten in einem schlichten möblierten Raum einfach zu sitzen und nicht zu schlafen. Jegliche Zeitvertreib-Gegenstände wie Handys, Tablets, Stift und Papier mussten vorher abgegeben werden.
Ein Teil der Teilnehmer wurde aufgefordert, sich mit den eigenen Gedanken zu beschäftigen.
Die anderen konnten sich 3 Szenarien aussuchen, die sie sich ausmalen sollten: Sport treiben, an einem schönen Ort spazieren gehen, oder ein Essen in einem hochklassigen Restaurant.
Das Ergebnis veränderte das alles nicht: alle Probanden fanden die Zeit in dem Raum eher unerfreulich und gaben an, dass es sehr schwer gewesen sein, sich auf einen Gedankengang zu konzentrieren.
Zwei Teilnehmer hatten versehentlich Stift und Zettel bzw. einen Informationszettel behalten, als sie mit der „Denkpause“ anfingen. Der erste schrieb eine To-Do-Liste und der zweite übte mit dem Informationszettel Origami.
D.h., wir tun lieber etwas, als nur zu sitzen und zu denken!
Das gleiche Experiment, bei dem die Teilnehmer in ihrem eigenen Zuhause bleiben konnten, verlief nicht angenehmer. Ein Drittel der Teilnehmer gab sogar an, in der Zeit doch etwas getan zu haben.
Mit 55 Teilnehmern machten die US-Forscher noch einen weiteren Test: Vor dem eigentlichen Experiment hatten die 55 Teilnehmer einen milden Stromschlag erhalten, den die Mehrheit als unangenehm einstufte.
Anschließend begann das 15 Minuten „Allein sein und denken“-Experiment.
Die Teilnehmer durften sich aber, falls sie das wollten, in der Zeit selber den leichten Stromschlag geben.
Und: Zwei Drittel der Männer und ein Viertel der Frauen, die zuvor noch gesagt hatten, sie würden Geld dafür bezahlen, keinen Stromschlag mehr zu bekommen, taten dies mindestens einmal während der Viertelstunde!
„Die unter uns, die es schätzen, manchmal Zeit zu haben, um ihren Gedanken nachzugehen, werden die Ergebnisse überraschend finden – mir geht es jedenfalls so“, sagt einer der Autoren der Studie. „Unsere Probanden zeigten durchgehend, dass sie selbst in einer kurzen Zeitspanne lieber etwas taten, als nur zu denken.“
Studie in der „Science“