Eine Parabel zu Glück & Unglück oder: Ein Weg zu mehr Zufriedenheit
„Glück im Unglück – Unglück im Glück“ ist eine der bekanntesten Parabeln des Daoismus aus dem 2. Jahrhundert vor Christus, die uns viel lehren kann über die Kunst, nicht immer alles gleich zu bewerten und so zu mehr Zufriedenheit und Gelassenheit zu gelangen:
Der Bauer und das Pferd
In einem chinesischen Dorf lebte ein Bauer, der ein prächtiges Pferd besaß…
Alle Dorfnachbarn beneideten ihn um dieses Pferd. Wenn sie ihn trafen, sagten sie zu ihm: „Was hast Du für ein Glück mit diesem Pferd.“ Doch der Bauer antwortete gelassen: „Glück oder Unglück? Wer weiß?“
Eines Tages lief ihm das Pferd davon. Nun kamen die Menschen des Dorfes und sprachen ihm ihr Mitgefühl aus: „Was für ein Unglück!“ Doch der Bauer antwortete gelassen: „Glück oder Unglück? Wer weiß?“
Einige Tage später war das Pferd plötzlich wieder da und mit ihm kam eine Gruppe Wildpferde. Die Dorfbewohner rieben sich die Augen und waren sehr verwundert: „Was für ein Glück!“ Und wieder antwortete der Bauer: „Glück oder Unglück? Wer weiß?“
Der Bauer hatte einen Sohn. Dieser versuchte, am nächsten Tag eines der Wildpferde zu reiten. Doch dieses warf ihn ab, wobei sich der Sohn ein Bein brach. Die mitfühlenden Dorfbewohner spendeten abermals ihr Mitgefühl: „Was für ein Unglück! Jetzt kann Dir Dein Sohn nicht bei den Feldarbeiten helfen und Du musst alles ganz alleine schaffen.“ Doch der Bauer erwiderte nur: „Glück oder Unglück? Wer weiß?“
Einige Zeit später kamen die Soldaten des Kaisers ins Dorf. Sie rekrutierten junge Männer für die Armee, die für den Kaiser in den Krieg ziehen sollte. Als sie den Sohn des Bauern mit seinem gebrochenen Bein sahen, ließen sie ihn im Dorf zurück. Die anderen jungen Männer des Dorfes mussten mit in den Krieg ziehen und kamen nie wieder zurück.
Daher: Unglück bewirkt Glück und Glück bewirkt Unglück. Dieses passiert ohne Ende und niemand kann es abschätzen.
Alles ist ein Wechselspiel von Glück und Unglück, Licht und Schatten, Tag und Nacht – in den Kleinigkeiten und in den großen Ereignissen des Lebens. Es gibt keine Sicherheit, dass alles in unserem Leben so gut bleibt, wie es vielleicht gerade ist. Auch wenn wir uns diese Sicherheit immer wünschen.
Und da wir mit unserer Wahrnehmung, die zudem stark eingeschränkt ist durch viele Glaubenssätze und Ängste, nicht alles mit allen Konsequenzen in der Zukunft einschätzen können, macht es Sinn, nicht alles gleich zu bewerten, sondern das Leben erst einmal mit Gelassenheit so zu nehmen, wie es ist.
„…, denn an sich ist nichts weder gut noch schlimm, das Denken macht es erst dazu.“ (W. Shakespeare „Hamlet“) oder für die Fatalisten:
„Man weiß nie, vor welchem noch größerem Unglück einen das Pech bewahrt hat.“ 😉